Mind Set Bindung: Sichere Basis, sicherer Hafen, sicheres Bindungsskript.
Impulse für Familiendynamik und Familientherapie aus der Bindungstheorie

Ziel des Seminars ist es, Bindungswissen als Grundlage für die therapeutische Praxis zu vermitteln. Die Bindungsdynamik, die immer im Hintergrund von familiären Interaktionen und Beziehungen abläuft, beeinflusst vor allem die Offenheit in der Kommunikation von Gefühlen, die gefühlte Sicherheit und die mögliche Nähe und das Vertrauen zwischen den Familienmitgliedern. Es wirkt sich auch auf die Kraft von Eltern aus, den Kindern oder einer*m Partner*in Halt zu geben, vor Bindungsbedrohungen zu schützen, Gefühle zu regulieren und Autonomie zu ermöglichen.

Das sichere Bindungsskript ist in allen Altersstufen ähnlich, auch wenn sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Kinder mit ihren Entwicklungsaufgaben, kognitiven Fähigkeiten und dem kulturellen Umfeld verändern. Daher gibt es fließende Übergänge und viele Bindungsüberlegungen gelten über das Säuglings- und Kleinkindalter hinaus auch für das Grundschulalter und sogar für die Adoleszenz.

Im Seminar beschäftigen wir uns mit sicheren, unsicheren und desorganisierten Bindungsstrategien und möglichen Konsequenzen sowie dem kontinuierlichen Wechsel von Verhaltensbeobachtung und Reflexion/Mentalisierung in der Therapie.

Neben Methoden der Verhaltensbeobachtung im Säuglings- und Kleinkindalter wird das Bindungsinterview für die späte Kindheit (BISK) vorgestellt, dass ab dem Grundschulalter einen sprachlichen Zugang zur inneren (Beziehungs-)Welt des Kindes ermöglicht. Die Interviewfragen sind eine gute Möglichkeit, im Familiengespräch die Belastungen, Gefühle und Bedürfnisse des Kindes sichtbar zu machen.

Ich möchte euch bitten, zum Seminar einen „Gast aus eurer Arbeit“ mitzubringen, d.h. Erkenntnisse aus einer konkreten Familie, mit der ihr arbeitet, oder auch Erfahrungen aus eurer eigenen Elternschaft/Familie. Das kann helfen, die Seminarinhalte daran zu überprüfen oder für eine Übung konkrete relevante Situationen in der Familie zu finden.

Das Bindungswissen kann mit allen familientherapeutischen Methoden genutzt werden, die ihr als Teilnehmer*innen bereits kennt. Ich freue mich sehr, euch an meinen beiden Seminartagen dabei zu unterstützen, euer persönliches therapeutisches Mindset mit Bindungswissen anzureichern.

Referent:
Dr. Hermann Scheuerer-Englisch, Psychologischer Psychotherapeut ST/TP, Supervisor;
6 Jahre lang längsschnittliche Bindungsforschung bei Prof. K.E. Grossmann und Dr. Karin Grossmann, Entwicklung des Bindungsinterviews für die späte Kindheit; 34 Jahre Familientherapie in der Erziehungsberatung und Supervisionserfahrung in Jugendhilfekontexten, Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie; Veröffentlichungen und Workshops zu Bindung, kindlicher Entwicklung, Familientherapie, Trennung und Scheidung, Pflege- und Adoptiveltern.

Relevante Veröffentlichungen:
Scheuerer-Englisch, H., Suess, G.J. & Pfeifer, W.-K. (2012)(Hrsg.): Wege zur Sicherheit. Bindungswissen in Diagnostik und Intervention. Gießen: Verlag Psychosozial
Scheuerer-Englisch, H. (2017). Bindungen stärken und Resilienz fördern in der Erziehungsberatung. In: P.Zimmermann & G. Spangler