Liebe Dörte,

Was würdest du wollen, dass man über dich schreibt?

Weniger ist mehr – wäre vielleicht deine Antwort gewesen.

Und darin lag genau eine deiner Fähigkeiten und liegt unsere Herausforderung. Du hattest die Gabe, mit wenigen Blicken und Worten Zentrales zu erfassen und zu nutzen –  ohne auch nur ein Wort zu viel.

Du hast deine Weiterbildung am BIF in einem der ersten Kurse 1984-1988 absolviert und bist dem Institut danach immer treu geblieben. So hast du noch vor der Wende und dann auch in den Jahren danach die Beratungsstelle Elsenstrasse in Ostberlin maßgeblich aufgebaut und geleitet, als Lehrtherapeutin ganze Generationen von Familientherapeut:innen ausgebildet und das  BIF sehr geprägt mit Deinem unverwechselbaren Gespür für menschliche Themen und einer hohen Sensibilität für das Ungesagte und Unsagbare und deren Bedeutung für therapeutische Prozesse.

Dir lag am Herzen, dass nicht nur Akademiker:innen eine systemische Qualifikation zugänglich ist und so hast du schon früh Kurse für Erzieher:innen angeboten, lange bevor es dafür eine übergeordnete Zertifizierung gab und dann 2000 am BIF den Kurs für Systemische Beratung aufgebaut mit Kristina Hahn und uns als damals ganz neuen Kolleginnen – und hast uns damit auch die Tür ins BIF geöffnet.

Viele Jahre hast du das BIF im Vorstand und Leitungsteam maßgeblich mitgestaltet und sehr viel und vielleicht zu viel im Hintergrund getragen und geleistet – quasi im „Ehrenamt“.

Du warst immer offen und interessiert an Neuem, hast in der Zeitschrift Kontext als Mit-Herausgeberin mitgearbeitet (2005-2019) und Dich in der SG berufspolitisch engagiert.

Du hast deine Kreativität auch in Deiner künstlerischen Tätigkeit als Bildhauerin eindrucksvoll zeigen können und dies mit systemischen Themen in besonderer Weise verknüpft.

Liebe Dörte, Du warst für uns immer ein Wunder an Energie und Schaffenskraft, aber das Wunder hatte leider auch seinen Preis.

Während Du für andere stets ein offenes Ohr hattest, sensibel und äußerst hilfreich zur Seite stehen konntest, hast Du für Dich selbst, als es aus unserer Sicht unumgänglich wurde, Unterstützung und Hilfe nicht annehmen können.

Wir haben darauf gedrungen und miteinander gerungen und schließlich haben ausgerechnet  wir, die wir immer  in großer Loyalität mit dir verbunden waren, eine Trennung herbeiführen müssen.

Für Dich war dies ein existentieller Einschnitt und für uns ein riesiger persönlicher und fachlicher Verlust.

Du hast es dann geschafft trotz Deiner zunehmenden gesundheitlichen Belastung und mit Unterstützung Deiner wunderbaren Familie eine eigene Praxis zu eröffnen und Dir ein neues Wirkungsfeld im Rahmen von Weiterbildung zu erschließen.

Mit deinem Partner Frank hast Du zusätzlich bei Kriegsbeginn eine ukrainische Familie in die eigene Wohnung aufgenommen und damit eindrucksvoll gezeigt, was es heißt, nicht zu reden, sondern zu handeln.

Trotz all dem, was zwischen uns lag, ist der Faden zu Dir nie ganz abgerissen und wir sind froh, dass es in den letzten beiden Jahren und besonders in den letzten Monaten wieder einen schönen und versöhnlichen Kontakt miteinander gab. Wie gerne hätten wir noch mehr davon gehabt.

Liebe Dörte, wir vermissen Dich! Als Mensch, als Kollegin, als Freundin – mit all Deiner Kreativität, Deinem Humor, Deiner zupackenden Fürsorglichkeit, Deinem besonderen und besonders ungewöhnlichen Blick auf Menschen und Zusammenhänge.

Den letzten Kampf hast Du verloren, wir sind sehr traurig.

Vieles von Dir wird in unserer Sicht auf die Dinge, auf das BIF auf uns selbst in Erinnerung bleiben. Wir werden Dich nicht vergessen!

Josie und Regina

Dörte Foertsch
25.04.1957 – 6.08.2023

Dörte Foertsch